Als der Scharfrichter weinte
Man hat ihn "Scharfrichter von Berlin" genannt: Kurt Richter (1900-1969) war einer der schärfsten Angriffsspieler, den das deutsche Schach je besaß.
Dabei war Richter, der 1935 die Meisterschaft von Deutschland gewann, privat ein äußerst friedfertiger und bescheidener Mann. Und ein glänzender Schreiber. Seine "Kurzgeschichte um Schachfiguren" zählen auch heute noch zu den Bestsellern der Branche.
Ebenso innig wie das Schach liebte er Pferderennen. Einer seiner Freunde erinnert sich, einmal habe er Richter weinen sehen. Das war, als sie gemeinsam den Film "Drei Münzen im Brunnen" sahen. Kurt Richter weinte nicht vor Rührung, sondern aus Trauer: Wie viele Einlaufswetten hätte man mit all den Geldstücken machen können, die da in den Trevi-Brunnen zu Rom geworfen wurden!
In der Diagrammstellung (Rellstab - Richter, Bad Oynhausen 1938) spielte die Glücksgöttin mit. Statt mit 1.Da4+ Kd6, 2.c5+ Kxc5, 3.Da3+ Kc6, 4.Dc3+ fortzusetzen, zog Weiß habgierig 1.Ta6. Wie bestrafte ihn der Scharfrichter dafür?